Vielen Dank an    -   Frau Lincke für die finanzielle Unterstützung   -   Herr Rother, Herr Steinle und Herr Rolser vom Bauhof für die Installation     -  Herrn Deinhard für die Ausschmückung    - Bürgermeisterin Monika Sitter für die Ansprache und die Grußworte   - Rabbiner Trebnik und Dr. Steiner für die Enthüllung und die Segenssprüche     - dem Laupheimer Singkreis für die musikalische Umrahmung

Einweihung der Wasserstelle im jüdischen Friedhof

am Donnerstag, den 16. Mai 2007

 

Rabbiner Trebnik von der Ulmer jüdischen Gemeinde spicht den Kaddisch

 

A N S P R A C H E  von Dr. Yzak Heinrich Steiner aus Israel

zur Einweihung eines Handwaschbeckens

auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim

am 17. Mai 2007 (Maria Himmelfahrt)

Werte Frau Bürgermeisterin Sitter, verehrter Herr Rabbiner Trebnik, liebe Frau Lincke, Vorsitzende der GGG, verehrte Anwesende! 

Jeder Friedhof ist ein Ort des Abschiednehmens, der inneren Sammlung, und des Gedenkens. In der jüdischen Religion, wo die ewige Grabesruhe gilt, kommt neben dieser menschlichen Bedeutung auch eine religiöse und eine historische hinzu. Vor über 60 Jahren, als mein Vater Helmut Steiner zum ersten Mal nach dem Krieg aus der unversehrten Schweiz wieder nach Laupheim kam, hat er sich in erster Linie um den – damals arg vernachlässigten – Friedhof gekümmert. Als ihm dies nicht mehr möglich war, haben treue und liebe Laupheimer Bürger, wie Herr Ernst Schäll und dann Herr Michael Schick, diese Aufgabe übernommen. Zusammen mit der Stadtverwaltung haben sie erreicht, dass diese Stätte ein „guter Ort“, ein „Haus des Lebens“ wurde, wie sie im Judentum oft genannt wird. Besonders gerührt bin ich auch von der freiwilligen Reinigungsarbeit im Frühjahr durch die Laupheimer Schüler unter der Leitung ihres Lehrers Herr Joachim Kawka. An dieser Stelle gebührt diesen Allen herzlicher Dank.

Allerdings hat auf diesem Friedhof jedem jüdischen Besucher schon seit langem etwas gefehlt, und zwar eine Gelegenheit, sich beim Verlassen der Stätte die Hände waschen zu können. Dieses religiöse Gebot, das bei uns zum allgemeinen Gebrauch geworden ist, ist sehr alten Ursprungs. Es erscheint in dieser Form zwar nicht in der Bibel, die sonst sehr viele und ausführliche Reinigungsvorschriften enthält. Diese Reinheitsgebote wurden durch die Gelehrten der nachbiblischen Zeit derart ergänzt, dass neben der Reinigung des gesamten Körpers im Tauchbad (hebräisch Mikvah genannt) bei bestimmten Gelegenheiten die Hände zu waschen sind: so vor dem Essen, beim Aufstehen, und im Verlauf eines besonderen  Gebets. Der Zweck war aber sicher nicht in erster Linie ein hygienischer (wie es dieser Tage im schweizer Radio aus Angst vor der Geflügelgrippe ermpfohlen wird), sondern ein kultischer und symbolischer. Nach einer Beerdigung soll man sich der Unreinheit entledigen, und aussserdem bekunden, dass man am Tode der verstorbenen Person unschuldig ist und alle Gebote der Totenehre beachtet hat. Die auch hier bekannte Redeweise „Die Hände in Unschuld waschen“ hat den gleichen Ursprung. Vom Anlass einer Beerdigung wurde das Gebot dann auf jeden Besuch des Friedhofs ausgeweitet. Die Waschung wird von einem herbräischen Segensspruch begleitet, den Sie noch hören werden. In Erinnerung an den Tempeldienst findet sie so statt, dass man sich mitttels eines besonderen Gefässes das Wasser über beide Hände giesst, und zwar je nach Brauch ein bis drei Mal.

Als einer der wenigen Nachkommen der Laupheimerschen Steiner bin ich gerührt und freue mich, mit einem Teil meiner eigenen Familie an dieser Feier teilnehmen zu können. Im Namen aller Nachkommen der ehemaligen jüdischen Gemeinde danke ich vor allem Frau Elisabeth Lincke, die ihren Preis des Landkreises dafür gespendet hat, Herrn Michael Schick, der das Projekt geleitet hat, und der Stadt Laupheim, die den baulichen Teil ausgeführt hat, ganz herzlich für die gelungene Zusammenarbeit und das Gelingen des Projektes. Es möge uns allen zum Segen gereichen.

Gelobt seist Du Ewiger unser Gott, Beherrscher der Welt, der du uns durch Deine Gesetze geheiligt und uns das Händewaschen geboten hast.

- - - - - der uns am Leben erhalten und diese Zeit hat erleben lassen.

 ברוך אתה יי אלוהינו מלך העולם אשר קידשנו במצוותיו וציוונו על נטילת ידיים.

-  -  -  -  -  -  -  -  -  -  -  -   שהחיינו וקיימנו והגיענו לזמן הזה.

 

Herr Schwedes mit dem Laupheimer Singkreis gestaltete die Feier mit.

Rabbiner Trebnik und Dr. Steiner vor der Enthüllung.

Rabbiner Trebnik enthüllte die Wasserstelle mit einem jüdischen Segensspruch.

Robert Ess, Ernst Schäll und Dr. Steiner