
Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim
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1. Bedeutung
"Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart" - dieses Zitat R. v. Weizsäckers ist ein Gestaltungselement des letzten Raumes im Museum zur gemeinsamen Geschichte von Christen und Juden im Schloss Großlaupheim. Die Museumskonzeption ist insofern einzigartig, als an diesem Ort nicht nur jüdische Geschichte thematisiert wird; vielmehr möchte sie gerade das Verhältnis, die Beziehung beider Bevölkerungsgruppen, ihr Nebeneinander und Miteinander ausschnittartig im Mikrokosmos einer oberschwäbischen Landgemeinde im Verlauf von über zwei Jahrhunderten bewusst machen. Vielfältige sinnlich erfahrbare Gestaltungselemente der Designkonzeption vergegenwärtigen das Vergangene; Objekte erzählen Lebensgeschichten.
Außenansicht von Schloss Großlaupheim (Museum)
© Museum Großlaupheim
Wenn wir die Beziehung von Christen und Juden in Deutschland in
der Neuzeit als bedeutendes Element vor allem unserer Kultur-
und Wirtschaftsgeschichte, als wichtigsten Fall der Beziehung
von Mehrheit und Minderheit überhaupt und schließlich als
schrecklichen humanen Tiefpunkt und Zivilisationsbruch in der
Geschichte des 20. Jh. verstehen, wird unmittelbar evident, wie
wichtig es ist, sich diese Teilaspekte an anschaulichen
Beispielen und an historischen Orten zu vergegenwärtigen.
Laupheim mit seiner über 200-jährigen Geschichte der jüdischen
Gemeinde ist ein solches auch didaktisch gut aufgearbeitetes
Exempel.
Die deutsch-jüdische Geschichte der Neuzeit steht vor allem im
Zeichen der Emanzipation und kann schon deswegen
keineswegs auf die Zeit nach 1933 reduziert werden. Aber, und
auch das soll deutlich werden, sie geht nach 1945 weiter. All
dies machen die Laupheimer Museumskonzeption und die
Reichhaltigkeit des Gezeigten zum hervorragenden Lernort.
Eine eigenständige Abteilung des Museums mit einem kleinen
Kinoraum bilden die Räume im EG; sie sind dem für die
Filmgeschichte Hollywoods und die Emigrationsgeschichte
gleichermaßen wichtigen Carl Laemmle gewidmet.
Eingang zum Kinoraum
© Museum Großlaupheim
Schließlich sei auf die Bedeutung des Laupheimer jüdischen Friedhofs, heute mitten im Ort, hingewiesen; er ist gut erhalten. Die Gestaltung seiner Steine ist ein Element jüdischer Religion und Geschichte. Er liegt ca. 15 Min. zu Fuß vom Museum. Der Weg führt durch den Schlosspark vorbei an der Gedenkplakette für die zerstörte Synagoge und das (heute mit Umbauten) noch erhaltene Rabbinatshaus über das ehemalige Wohngebiet des Judenbergs mit seinen Häusern aus dem 18. Jh. Besuche sind mit oder ohne Führung möglich. Zum jüdischen Friedhof liegt eine Beschreibung von Ernst Schäll zum Herunterladen vor
Jüdischer Friedhof in Laupheim
© Museum Großlaupheim
Rabbinatsgebäude in Laupheim (19. Jh.)
© Museum Großlaupheim
2. Geschichte
Die Geschichte der Juden in Süddeutschland ist
zunächst eine Geschichte der Juden auf dem Lande, insbesondere
nachdem die Reichstädte im Spätmittelalter ihre Judengemeinden
vertrieben hatten (z. B. Ulm 1499). Die Aufnahme in kleineren
Herrschaften, oft für beschränkte Zeit, war keineswegs als
humanitärer Akt gedacht, sondern brachte den geistlichen und
reichsritterschaftlichen Territorialherren wirtschaftliche
Vorteile in Gestalt von Schutzgeld und Sondersteuern sowie einer
allgemeinen Belebung der Wirtschaftstätigkeit trotz der
schmalen Handlungsbereiche (v. a. Vieh- und Hausierhandel,
kleinere Geldgeschäfte), auf die die Juden gemäß diesen Verträgen
sowie der Zunftordnung beschränkt waren. Zeitweise machten
diese Einnahmen aus dem Judenschutz ein Fünftel der Einkünfte
der Ortsherren, der Herren von Welden, aus. Auch deren
Lebensspuren werden greifbar.
Abschrift des Schutzbriefs von 1734
© Museum Großlaupheim
Die Juden gewannen den Schutz des Lebens für
sich und ihre Familien, allerdings z. T. gebunden an zahlenmäßige
Beschränkungen, die Erlaubnis, Handel zu treiben sowie
bestimmte Handwerksberufe für den eigenen Bedarf wie Metzger
auszuüben und die Praktizierung ihrer Religion in eigenen Räumen
- die Laupheimer Synagoge hatte im Lauf der zwei Jahrhunderte fünf
Bauphasen - sowie die Anlage eines Friedhofs. Die
Museumsausstellung bezieht auch die Religionsgeschichte ein -
sowohl in Belegen für die christliche Volksfrömmigkeit wie in
Zeugnissen des jüdischen Kultus. Rechte und Pflichten der Juden
waren genau festgelegt in Schutzverträgen, die wiederum den
Rahmen der landesherrlichen Judenordnung einhalten mussten und
der Bestätigung durch die - in unserem Fall österreichischen -
Lehnsherren bedurften. Die zwischen 1724 und 1730 von Buchau und
Illereichen kommenden ersten Mitglieder der neuen Judengemeinde
erhielten grundherrliche Häuser in Erbpacht in einem separaten
Siedlungsgebiet, was ihre Außenseiterexistenz verdeutlicht.
Die territorialen Veränderungen für Württemberg im Zuge der
napoleonischen Neugestaltung der Landkarte beenden die
Herrschaft Österreichs in diesem kleinen Territorium, an dem
sich auch die Merkmale der Feudalherrschaft wie Gewinn und
Verlust des nie territorial geschlossenen Besitzes durch Heirat
oder Erbteilung oder die vielfältige Überschneidung von
Herrschaftsrechten zeigen. Das Schloss wird 1840 an Württemberg
verkauft und der Staat sucht kurz darauf selbst wieder einen Käufer.
Für die jüdischen Gemeinden ist der Wechsel der
Landesherrschaft genauso ein gravierender Einschnitt wie für
das neue Königreich, das plötzlich Judengemeinden hat, denn
Herzog Eberhard hatte bereits 1498 die Juden aus seinem
Territorium ausgeschlossen. Laupheim ist so für kurze Zeit die
größte jüdische Gemeinde im Land; gleichzeitig finden sich in
Laupheim als weitere Konfession die ersten Protestanten ein.
Synagoge in Laupheim (Aquarell Stumpp)
© Museum Großlaupheim
Zwischen 1808 und 1828 werden die politischen
und vor allem wirtschaftlichen Verhältnisse der württembergischen
Juden durch eine Reihe von Verordnungen geregelt, die einerseits
den Handlungsspielraum und die Rechtsposition verbesserten,
andererseits aber auch in die Autonomie eingriffen; dies gilt
auch für das sog. Emanzipationsgesetz von 1828. Doch die
Identifikation mit dem württembergischen Staat steigt. Die
Auswanderungsbewegung aus Württemberg, v. a. aus
wirtschaftlichen Gründen, erfasst gleichermaßen Juden wie
Christen.
Die Exponate zeigen einerseits den zunehmenden Respekt der
Konfessionen einander gegenüber, auch die langsame Umwandlung
des Nebeneinanders der bürgerschaftlichen Vereine zu einem
Miteinander gegen Ende des Jahrhunderts, aber auch das
entscheidende Ereignis der Moderne, die Ablösung des
traditionellen Antijudaismus durch den Antisemitismus. Seinen Höhepunkt
findet das Miteinander im gemeinsamen Projekt der
Industrialisierung, kurz vor und seit der Jahrhundertwende. Es
ist ablesbar vor allem an der Stellung Kilian von Steiners; auf
ihn gehen wichtige wirtschaftliche Weichenstellungen durch die Württembergische
Vereinsbank zurück, außerdem ist er entscheidend an der Gründung
des heutigen Literaturarchivs Marbach beteiligt. Der Komponist
Moritz Henle, Kantor am liberalen Tempel in Hamburg, repräsentiert
in gewisser Weise den parallel laufenden kulturellen
Reformprozess innerhalb des deutschen Judentums. Das gute
Einvernehmen zwischen christlichen und jüdischen Laupheimern überdauert
auch den Einschnitt des Ersten Weltkriegs.
Steiner-Raum im Museum
© Museum Großlaupheim
Boykott 1933
© Museum Großlaupheim
Aber schon zu Beginn der 20iger Jahre beginnen erste Aktivitäten der Nationalsozialisten, die jedoch in der von der Zentrumspartei dominierten Region noch wenig Widerhall finden, sondern durchaus auf Widerstand stoßen. Wie überall ist das Jahr 1933 auch der entscheidende Einschnitt in den Lebensbedingungen der Laupheimer Juden. Fortschreitende Diskriminierung im öffentlichen Leben, Emigration, soweit möglich, Enteignung, Zerstörung der Synagoge, schließlich Zwangsumsiedlung in Baracken am Stadtrand oder in das als Zwangsaltersheim dienende Rabbinatsgebäude sind diese Stationen; sie münden schließlich in die Deportationen in Vernichtungslager. Aber auch der Alltag der nun als "deutsche Volksgemeinschaft" verstandenen übrigen Laupheimer ist vom Krieg gekennzeichnet; es finden sich Beispiele für Anpassung und für Widerstand.
Deportation 1941
© Museum Großlaupheim/Landesarchiv BW: Staatsarchiv
Sigmaringen
Auschwitz - Endstation eines Deportationszuges mit Laupheimer
Juden (Friedrich Adler) im Juni 1942
© Udo Bayer
Zu den amerikanischen Besatzungssoldaten gehören
die Söhne ehemaliger Laupheimer. Enteignetes Eigentum wird
restituiert, aber persönliche Kontakte zu Emigrierten, die als
eine gewisse Aussöhnung mit der ehemaligen Heimat gesehen
werden können, kommen erst spät, seit den 80iger Jahren,
zustande, greifbar etwa an den bekannten Persönlichkeiten
Hertha Nathorff und Gretel Bergmann.
3. Anlage
a) Das Museum zur Geschichte von Christen und
Juden in Laupheim
Das Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim
besteht seit 1998; 2000 wurde der Carl Laemmle gewidmete
Teil eröffnet, bis 2003 war eine vom Haus der Geschichte
Baden-Württemberg neu gestaltete Gesamtkonzeption fertig
gestellt.
Auf drei Ebenen zeigt die Ausstellung am authentischen Ort des
in seiner heutigen Gestalt aus dem 18. Jh. stammenden Schlosses
Großlaupheim der ehemaligen, von 1582 bis 1840 in Laupheim
lebenden vorderösterreichischen reichsritterschaftlichen
Ortsadeligen, das im 19. Jh. von der jüdische Familie Steiner
erworben wurde, sein Thema bis hin zur Vernichtung der jüdischen
Gemeinde und darüber hinaus auch die in die Gegenwart
fortreichenden Kontakte.
Raum 1.1 - Christen und Juden im 18. Jahrhundert
© Museum Großlaupheim
Raum 1.2 - Christliche Bürger - jüdische Untertanen
© Museum Großlaupheim
Der Hauptbereich der Ausstellung im 1. OG bietet in acht Räumen einen chronologisch gegliederten Überblick über die Entwicklung der jüdischen Gemeinde im Umfeld der katholischen Mehrheit, beginnend mit der ersten Aufnahme von Juden um 1730 in die spätbarocke Welt Oberschwabens. Die Räume für das 19. Jh. zeigen an ausgewählten Exponaten die Einflussnahme des neuen Königreichs auf die neu gewonnenen jüdischen Untertanen, die Änderung von deren Rechtsstellung als Voraussetzung für den sich langsam anbahnenden wirtschaftlichen und sozialen Aufstieg. Als dritte Konfession kommen die protestantischen Bürger dazu. Vor allem das letzte Drittel des 19. Jh. lässt ein zunehmendes Miteinander erkennen, Schwerpunkte sind die Schulen und das Vereinswesen. Als Einzelpersönlichkeit wird der Komponist Moritz Henle in einem eigenen kleinen Raum gewürdigt. Der ehemalige Salon der Steiners verbindet in seinen Exponaten die lokale Wirtschaftsgeschichte mit dem sozialen Aufstieg dieser bedeutenden Laupheimer Familie.
Raum 1.6 - Der Erste Weltkrieg
© Museum Großlaupheim
Raum 1.7 - Die Weimarer Republik
© Museum Großlaupheim
Ein der Zeit des Ersten Weltkriegs gewidmeter Raum macht den Einschnitt bewusst, den diese Jahre für die Identifikation der deutschen Juden mit ihrer Heimat darstellen. Die der Weimarer Republik und der NS-Zeit geltenden Teile der Ausstellung verdeutlichen den Aufstieg der Nationalsozialisten auf lokaler Ebene, Versuche Widerstand zu leisten, die zunehmende Entrechtung der jüdischen Bevölkerung bis hin zu den Deportationen und Überreste der Synagoge sowie den Zusammenhang von Krieg und Shoah und die Auswirkung des Krieges auf die übrige Bevölkerung. Ein sich anschließender letzter Raum verdeutlicht, dass die Beziehung Laupheims zu seinen vertriebenen Juden nach dem Krieg und mit zunehmender Intensität seit den 80iger Jahren fortlebt.
Raum 1.8 - Der Nationalsozialismus
© Museum Großlaupheim
Raum 1.9 - Nachkriegszeit und Gegenwart
© Museum Großlaupheim
Im zweiten OG können drei weitere Räume
besichtigt werden: je einer mit einer Werkausstellung des
Jugendstilkünstler Friedrich Adler, 1942 in Auschwitz
ermordet, und des Künstlers Pater Ivo Schaible; ein
dritter macht längsschnittartig an lokalen Biografien die
Geschichte von Frauen zum Thema.
b) Die Laemmle-Räume des Museums zur Geschichte von Christen
und Juden Laupheim
"Er sah aus wie ein freundlicher kleiner Mann, nicht viel
mehr als fünf Fuß groß, aber er wirft einen langen Schatten
über die Buchseiten der Geschichte Hollywoods" - so resümiert
ein amerikanischer Autor. Carl Laemmle (1867 -1939), genannt
"Uncle Carl", dürfte, vor allem in den USA, der
bislang bekannteste Laupheimer sein, insbesondere wegen des
Stellenwerts derjenigen Branche, die er maßgeblich mitbegründet
hat. Die Universal, die er 1936 verkaufen musste, zeigt heute
dem Publikum das größte Studio in Los Angeles. Fast alle großen
Studiogründer waren europäische Juden, die voll Elan die
Chancen des neu entstandenen Mediums Film nutzten.
Figur von Carl Laemmle
© Museum Großlaupheim
Mit 17 Jahren verlässt Carl Laemmle Laupheim.
Seine Karriere beginnt relativ spät. Erst mit 39 Jahren macht
er sich selbständig, und zwar erregen in Chicago die ersten
Filmtheater, Nickelodeons genannt, seine Aufmerksamkeit. So
beginnt ein rasanter geschäftlicher Aufstieg vom
Kinobetreiber über den Filmverleih bis zur eigenen
Filmproduktion ab 1909, alles zunächst noch von der Ostküste
aus. Wirtschaftsgeschichtlich bemerkenswert ist der siegreiche
Kampf gegen den Edison-Trust.
Einige Jahre lang war das Studio in Los Angeles, 1915 eröffnet,
sogar das größte überhaupt. Bis zur Einführung des
Tonfilms 1929 produziert die Firma 9397 Stummfilme. So gehört
Laemmle zu den großen europäischen Studiogründern in
Hollywood. Filmgeschichtlich prägend sind vor allem die
klassischen Horrorfilme der 30iger Jahre, die meist nach europäischen
Literaturvorlagen und unter der Produktionsleitung von Carls
Sohn, genannt Junior, entstanden. Außerdem hat die Universal
eine Pionierrolle beim Zeichentrickfilm und beim
Sciencefiction-Genre. Durch Arbeitsangebote für deutsche
Filmschaffende hält die Bildsprache des Expressionismus
Einzug in den amerikanischen Film. In Berlin wird die Deutsche
Universal gegründet.
Laemmles Stern auf dem Walk of Fame, Hollywood Bvd, Los
Angeles
© Udo Bayer
Im Kontext des Schicksals der europäischen
Juden nach 1933 ist Laemmles Namen aber aus einem ganz anderen
Grund bedeutend, und Laupheim gedenkt vor allem auch deswegen
seiner: Seine Bürgschaftserklärungen retteten Hunderte von
Verfolgten, die ansonsten nicht nach Amerika gekommen wären.
c) Die Ausstellungskonzeption
Der drei Ausstellungsräume und ein kleines Filmtheater
umfassende Laemmle-Bereich im EG möchte durch sein Design
insbesondere den Kontrast der beiden Lebensbereiche dieses
bedeutendsten Laupheimers visuell verdeutlichen: die
Heimatstadt und Amerika. Gegen den kulissenartigen szenischen
Hintergrund mit Staffagenmalerei und Zitaten sind die Fotos,
Dokumente und Objekte abgesetzt (in Holzkonstruktion auf der
Deutschlandseite, Metall für Amerika). Bereits die originalen
Szenenfotos für Kinos sowie Filmplakate im Vorraum stimmen
auf Themen der Ausstellung ein.
Die chronologische Abfolge der Ausstellung zeigt im ersten
Raum Zeugnisse aus Laemmles Jugend. Er ist seit 1994
Namensgeber des Gymnasiums, dessen Vorgängerschule, die
Lateinschule, er besucht hatte. An der gegenüberliegenden
Wand verdeutlichen ein Zitat und ein Bild von Buffalo Bill,
dass ihn neben der Hoffnung auf berufliche Chancen auch
jugendliche Abenteuerlust zur Auswanderung trieb. Die
ausgestellte Uhr stammt von seinem Großvater und sie hat ihn
sein Leben lang begleitet. Die Replik einer großen Tafel vom
Carl Laemmle Tower auf dem heutigen Universal-Gelände
verdeutlicht das aktuelle Nachwirken seiner Persönlichkeit
und spannt so den Bogen bis in die Gegenwart.
Der zweite Raum verbindet durch die Dokumente zur Überfahrt
1884 die beiden erwähnten Raumbereiche: für Amerika steht
die Firma in Oshkosh, wo er bis 1906 arbeitete, die Eröffnung
des ersten Kinos 1906 in Chicago und der "Laemmle Film
Service". Fotos aus dem ersten Film "Hiawatha"
der 1909 gegründeten Firma IMP leiten über zur daraus
erwachsenden Universal (1912). Die Laupheim-Seite zeigt die jüdische
Gastwirtschaft "Zum Ochsen", Symbol der
Verbundenheit mit Laupheim (als Kulisse stand sie auf dem
Studiogelände). Die Notzeit nach 1918 veranlasst Laemmle zur
großzügigen Unterstützung seiner Geburtsstadt in der
Zwischenkriegszeit; die öffentlichen Ehrungen mündeten in
seine (offenbar später aus formalen Gründen) inoffiziell
wieder annullierte Ehrenbürgerschaft.
Ernennung Laemmles zum Ehrenbürger
© Museum Großlaupheim
Die Wandgestaltung des dritten Raums macht
bewusst, dass die Epoche der Weimarer Republik, in welche die
Erfolge der Universal in Deutschland fallen (so v. a. "Im
Westen nichts Neues"), durch die der NS-Machtergreifung
beendet wird. Verschiedene Objekte und Fotos dokumentieren
Laemmles Besuche bis 1930. Die Angriffe auf die Verfilmung von
Remarques "Im Westen nichts Neues" sind bereits der
Wendepunkt in Laemmles Beziehung zur alten Heimat. 1933 wird
das Straßenschild mit seinem Namen entfernt. Gleichzeitig
setzt hier sein humanitäres Engagement für Verfolgte ein,
greifbar an Briefen. Fotos mit Prominenten und Beispiele aus
seiner Handschriftensammlung zeigen sein großes Ansehen. 1936
muss Laemmle die Firma verkaufen. Auf einem letzten Foto
finden wir ihn mit seinen Enkelkindern 1938 unter einem
Weihnachtsbaum. Einige wenige persönliche Objekte der
Erinnerung vergegenwärtigen uns in diesem Raum Vater und
Sohn.
Junior sagte über Carl, worauf das Zitat auf der Wand
hinweist, dass sein Glück darin gelegen habe, seine
Mitmenschen amüsiert und unterhalten zu haben. Ein im Art
Deco-Stil gestalteter kleiner Kinoraum schließlich zeigt
Ausschnitte aus einer Dokumentation über die Laemmle-Epoche
der Universal.
d) Raum- und Themenüberblick
1.0 Die Welden
1.1 18. Jh.
1.2 Anfang 19. Jh.
1.3 Mitte 19. Jh.
1.4 um 1900
1.5 Familie Steiner
1.6 Der Erste Weltkrieg
1.7 Weimarer Republik
1.8 Nationalsozialismus
1.9 Laupheim heute
2.1 Friedrich Adler
2.2 Pater Ivo Schaible
2.3 Frauenschicksale
0.1 Carl Laemmle
- Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -