Es soll der letzte Vortrag von Prälat Hermann Scheipers sein
Es soll sein letzter Vortrag sein, so Prälat Hermann Scheipers, als er im Schloss-Großlaupheim am 27. Januar 2012 vor vollem Hause spricht. Es waren doppelt so viele Interessierte gekommen als Plätze zur Verfügung standen.
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Schwäbische Zeitung vom 30.01.2012
Hermann Scheipers Jahrgang 1913 beendete 1936 das Studium der katholischen Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und trat ins Pastoralseminar des jungen, priesterarmen Bistums Meißen in Schmochtitz bei Bautzen ein. Seine Priesterweihe empfing er am 1. August 1937 durch Bischof Petrus Legge im Dom St. Petri zu Bautzen. Seine erste Kaplanstelle führte ihn nach Hubertusburg/Wermsdorf. Am 4. Oktober 1940 wurde er verhaftet, weil er sich als Seelsorger offen für polnische Zwangsarbeiter einsetzte und gemeinsam mit ihnen einen Gottesdienst feiern wollte. Vom Polizeigefängnis Leipzig aus kam er im März 1941 ins KZ Dachau. Im KZ Dachau wurde er als Staatsfeind eingestuft. Er trug den roten Balken der Politischen, den auch Kommunisten und Sozialdemokraten trugen.
Unter Lebensgefahr hielt seine Zwillingsschwester Anna in den folgenden Jahren den Kontakt zu ihrem inhaftierten Bruder aufrecht, schmuggelte Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins Lager. 1942 rettete sie ihn und zugleich viele weitere Priester durch eine mutige Intervention beim SS-Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor dem Abtransport als "nicht arbeitsfähig" aus dem Invalidenblock des KZ Dachau in die NS-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz. Im KZ Dachau war Scheipers mit dem evangelischen Dresdner Märtyrer Paul Richter und weiteren evangelischen und katholischen Geistlichen auf einer Stube des Pfarrerblocks untergebracht. Am 27. April 1945, zwei Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau durch amerikanische Streitkräfte, gelang Scheipers auf einem „Todesmarsch” die Flucht in die Freiheit. Schon 1946 kehrte er ins Bistum Meißen zurück, wo er schon bald mit dem SED-Regime in Konflikt geriet.
Scheipers wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg im heutigen Bistum Dresden-Meißen als Seelsorger in Radebeul, Berggießhübel, Dresden-Johannstadt, Freital, Wilsdruff und Schirgiswalde. In der Schirgiswalder Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt war er von 1960 bis 1983 Pfarrer. 1983 trat Hermann Scheipers in den Ruhestand und kehrte in das Bistum Münster zurück.
In den letzten Jahrzehnten berichtete er vor Schulklassen und bei Bildungsveranstaltungen von seinen Erlebnissen unter dem Hitler-Regime und im SED-Staat.
Prälat Hermann Scheipers lebt heute wieder in seiner Geburtsstadt Ochtrup. Anfang August 2007 feierte er seine Gnadenprimiz, den 70. Jahrestag seiner Priesterweihe.