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2017

 

Einbringung einer neuen Tora-Rolle

in die Ulmer Synagoge

am Sonntag den 03.12.2017

Am Sonntag den 03. Dezember 2017 wurde in der jüdischen Gemeinde Ulm eine neue Tora-Rolle in die Synagoge eingebracht. Sie wird von Hand geschrieben. Mit Gänsefederkiel und Tinte auf Pergament, also Tierhaut. Vorzugsweise der von koscheren Tieren wie Kühen, Ziegen oder Schafen. Ungefähr ein Jahr lang arbeitet ein Sofer, so heißen in Israel die ausgebildeten Schreiber für kunstvolle Handschrift, an einem Exemplar. Im Ort Migdal Ha-Emek, in der Nähe von Nazareth, entsteht gerade die neue Tora-Rolle für die jüdische Gemeinde von Ulm.

Möglich gemacht hat die Anschaffung ein Spendenaufruf, den Rabbiner Shneur Trebnik und OB Gunter Czisch im Dezember 2016 gestartet hatten. Die jüdische Gemeinde hatte zunächst selbst gesammelt, doch die Anschaffung war zu teuer für die knapp 500 Mitglieder umfassende Religionsgemeinschaft. Denn eine solche Rolle kostet rund 40.000 Euro. Den Großteil der Summe macht der Jahreslohn für den Schreiber aus, der Rest entfällt auf das Material: knapp 40 Meter Pergament (mit einer Höhe von rund 50 Zentimetern), das Holz der Stäbe, silberne Verzierungen und eine Hülle, die das kostbare Stück schützt und schön bestickt ist.

Rabbiner Trebnik freut sich, dass die Finanzierung inwischen steht. In den Spenden der nicht-jüdischen Personen sieht er „eine neue Gemeinsamkeit der Ulmer zur jüdischen Gemeinde: Dann bleibt die Verbindung nicht in der Vergangenheit verhaftet, wie beim jährlichen Gedenken am 9. November auf dem Weinhof, sondern sie besteht auch in der Gegenwart“, erklärt der Rabbiner.

Das Einbringen der neuen Tora ist ein großes Fest der Gemeinde und wird mit einem kleinen Umzug durch die Stadt begleitet. Weil es im Judentum üblich ist, sich bei freudigen Anlässen auch trauriger Ereignisse zu erinnern, sprach Abraham Lehrer vom Zentralrat der Juden die jüngsten Beschädigungen an der Synagoge an, die er als „Anschlagsserie“ bezeichnete. „Ob das Vandalismus war oder Antisemitismus, ist gleichgültig.“ Tatsache sei allerdings, dass Menschen nicht davor zurückschrecken würden, Hand an eine Synagoge zu legen.

„Antisemitismus ist in allen Gesellschaftsschichten zu finden“, mahnte Lehrer. „Es sind nicht nur die glatzköpfigen Männer in Springerstiefeln, das wäre zu einfach.“ Der Aufstieg rechtspopulistischer Parteien wie der AfD speise sich gerade aus der Mitte der Gesellschaft, entlang derer man sich orientiere, die aber nicht unverrückbar sei. In Ulm solle nun die Tora als Licht für den richtigen Weg dienen.

Auch Staatssekretär Martin Jäger erinnerte an die „antisemitischen Vorfälle“ an der Synagoge. Er lobte Polizei und Stadt, die schnell reagiert hätten, und forderte: „Wir sind alle in der Pflicht, die jüdische Gemeinde nie wieder alleine zu lassen.“ Oberbürgermeister Gunter Czisch mahnte, Haltung zu zeigen: ob gegenüber „Dumpfbacken“ wie jenen, die die Synagoge beschädigt hatten, oder verräterischer Sprache gegenüber. Ulm solle Heimat für alle sein. Die jüdische Gemeinde belebe die Stadt und habe sich zum Motor entwickelt. „Wenn wir diesen Weg gemeinsam beschreiten, ist jüdisches Leben wieder Normalität in unserer Stadt.“

In einem feierlichen Umzug mit Tanz und Gesang brachten die jüdische Gemeinde Ulms und viele Rabbiner aus ganz Deutschland die neue Tora-Rolle am Sonntagnachmittag in das Gemeindezentrum am Weinhof. Natürlich nicht, bevor sie im Rathaus vollendet wurde. Während Jakubowski, Jäger, Czisch und Lehrer dabei jeweils neben Rabbiner Ginzburg saßen, schrieb Rabbi Shneur Trebnik selbst den letzten Buchstaben des letzten Wortes der Tora: „Israel.“

Begleitet bzw. angeführt wurde der Umzug durch den Unimog 401. Auf der Ladefläche waren die Lautsprecher für die Musik.

 Vom Rathaus zur Synagoge

Ein Unimog 401 der eine lange Geschichte bei der Firma Steiner in Laupheim hatte durfte als Lautsprecherwagen den Umzug voraus fahren.

Feierlich geschmückt wartet der Oldtimer auf seinen ehrenvollen Einsatz.

Im Ulmer Rathaus werden die letzten Buchstaben in die Tora-Rolle geschrieben.

Der feierliche und fröhliche Umzug wurde mit Musik begleitet.

Über die Neue-Straße am Rathaus vorbei geht es Richtung Marktplatz.

Der Fahrer mit Beifahrerin haben ca. 300 Umzugsteilnehmer hinter sich.

Rabbiner Shneur Trebnik mit der neuen Tora-Rolle.

 

 

 

 

 

Auf den Spuren des jungen Carl

Reise der GGG führt ins Auswandererhaus nach Bremerhaven

Laupheim - Auf den Spuren des Hollywood-Pioniers Carl Laemmle sind die 31 Teilnehmer einer Kulturreise der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken (GGG) aus Laupheim unterwegs gewesen. Die Fahrt führte sie nach Bremen, ins Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven und nach Worpswede.

Thematischer Schwerpunkt der viertägigen Reise unter der Leitung der GGG-Vorstandsmitglieder Elisabeth Lincke und Peter Schroeder war der Besuch im Deutschen Auswandererhaus. Dass sich das Spezialmuseum an einem historischen Standort befindet - direkt am neuen Hafen in Bremerhaven - unterstreicht die nach wie vor aktuelle Migrationsgeschichte Deutschlands.

Carl Laemmle ist einer der Leitfiguren in diesem Museum, was die wissenschaftliche Mitarbeiterin Dörthe Gordon bei ihrer extra auf die Laupheimer zugeschnittenen und exzellenten Führung betonte. In einer hervorgehobenen Archivbox können die Museumsbesucher hier Dokumente einsehen und recherchieren.

Die Überfahrt Laemmles, der endgültige Abschied und die Ungewissheit, was ihn wohl in New York erwarte, das alles erlebte und erfuhr die Reisegruppe in diesem europaweit einzigartigen Auswandererkomplex. Die Gefühle des damals 17-jährigen Carl - Mut und Neugierde, gepaart mit Angst, die strapaziöse Überfahrt, die einige der Ausreisenden nicht überlebten - wurden ihnen eindrücklich aufgezeigt.

Dass Laemmle seine Heimat niemals vergaß, die Stadt großzügig unterstützte und später etwa 300 jüdischen Einwanderern die Einreise nach Amerika ermöglicht und ihnen so während Deutschlands dunkler Nazizeit das Leben gerettet hatte, wurde in diesem Haus deutlich herausgehoben.

Symbolhaft dargestellt ist in diesem Museum auch die Polarität von Aus- und Einwanderung, die immer nur eine Frage der Perspektive ist.

Weitere Höhepunkte der Reise waren ein ausführlicher Stadtrundgang durch Bremen, sowie ein Tagesausflug nach Worpswede, einem um die Jahrhundertwende gegründeten Künstlerdorf, das unter anderem durch die Namen Heinrich Vogeler und Paula Modersohn-Becker bekannt geworden ist.

 

 

 
Wir trauern um unser Mitglied
Gretel Bergmann
(Margaret Lambert)

SZ- Roland Ray Laupheim - - Gretel Bergmann-Lambert ist tot. Die in Laupheim geborene ehemalige Hochsprungrekordlerin, von den Nationalsozialisten wegen ihres jüdischen Glaubens um die Olympia-Teilnahme 1936 in Berlin betrogen, starb am Dienstag im Alter von 103 Jahren in ihrem Haus in New York. "Sie ist friedlich eingeschlafen", sagte ihr Sohn Glenn am Telefon. Am kommenden Sonntag wird es eine Trauerfeier geben.

1937 war Gretel Bergmann verbittert in die USA emigriert. Ihr Vorsatz, nie wieder deutschen Boden zu betreten, hatte 62 Jahre Bestand. 1999 und 2003 aber hat sie Laupheim doch noch zweimal besucht - und sich versöhnt. Zu ihrem 100. Geburtstag im April 2014 bekam sie die Bürgermedaille der Stadt Laupheim verliehen.

 



Ernie Hunter
Text
 
   

 

 

 

 

Rückkehr zu den Laupheimer Wurzeln

Präsident der amerikanischen Seifenfirma "Dr. Bronner's" besucht den Ort, wo seine jüdische Familie einst lebte  

Von Dominik Prandl 8. April 2017 Schwäbische Zeitung

Die Spurensuche in Laupheim, etwa am Judenberg, ist für Michael Bronner aus den USA bewegend. - Drei Tage lang ist Michael Bronner in Laupheim - in der Stadt, wo seine Familie ihre Wurzeln hat. Hier, am Judenberg, begann ein Vorfahre 1858 Seife zu produzieren. Um 1930, als die Stimmung sich gegen die Juden wendete, schaffte es ein Teil der Familie, rechtzeitig aus Deutschland zu fliehen. In den USA produzieren die Bronners heute in der fünften Generation noch immer Seife. Von seiner bewegenden Familiengeschichte hat Bronner am Freitag in der Aula des Carl-Laemmle-Gymnasiums erzählt. Geschäftlich war Michael Bronner in diesen Tagen in London unterwegs - für die kalifornische Familienfirma "Dr. Bronner's", deren Präsident er ist. Der kurze Abstecher nach Laupheim gründet auf seinem geschichtlichen Interesse. In der Familie werde viel über die Vergangenheit gesprochen, sagt er. Allerdings gebe es noch immer viele Lücken. Erste Seifensiederei steht noch Das Haus in Laupheim, in dem seine Familie einst eine Seifensiederei gegründet hat, steht jedoch noch heute. Sehr stark und tief sei das Gefühl, in dieser Stadt zu sein, sagte Bronner der "Schwäbischen Zeitung". Die Menschen seien überaus gastfreundlich. "Es fühlt sich an, als käme ich nach Hause." Es ist Bronners erster Besuch in Laupheim - vor zehn Jahren war sein Bruder schon hier. "Es ist wichtig, mit der nächsten Generation zu sprechen", sagt der 41-Jährige. Er hoffe, dass seine Erzählung für die Schüler interessanter ist als Fakten aus historischen Büchern. Die Elft- und Neuntklässler aus dem Gymnasium und der Realschule sind während seines Vortrags besonders aufmerksam, als es um die Vergangenheit der jüdischen Familie geht. Der 41-Jährige erzählt auf Englisch; Gero Leson, deutscher Manager der Firma, übersetzt. Er selbst sei in den USA nicht jüdisch aufgewachsen, erzählt Bronner. Dennoch sei er auf seine jüdische Herkunft stolz und wolle seine Wurzeln kennenlernen. Seine Familie lebte seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Laupheim. Damals war ihr Name noch Heilbronner. Die Silbe "Heil" hat die Familie, die Angehörige durch den Holocaust verlor, später aus dem Namen gestrichen. 1858 wurde die Seifenfirma in Laupheim eröffnet, drei Söhne des Gründers zogen später nach Heilbronn und gründeten auch dort 1903 eine Seifenfabrik. Bronners Großvater Emanuel Heilbronner verließ Deutschland schon vor der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1929. Zum einen wegen eines Konflikts mit dem Vater, zum anderen, weil er schon damals Zeichen des Antisemitismus wahrnahm. Seine Schwestern konnten ebenfalls rechtzeitig in die USA und nach Palästina fliehen, doch seine Versuche, auch den Eltern aus Deutschland zu verhelfen, erfolgten zu spät: Sie wurden in Auschwitz und Theresienstadt ermordet. Flucht aus der Irrenanstalt Besonders lebhaft und mit vielen Anekdoten erzählt Bronner vom Leben seines Großvaters in den USA. Der setzte sich nach seiner Emigration dafür ein, starre religiöse Grenzen zu überwinden. Nach einem Vortrag an der Universität von Chicago wurde er allerdings in die Irrenanstalt eingewiesen. Doch konnte er von dort fliehen und trampte nach L. A. Dort hielt er auf der Straße weiter Reden, während er zu Hause in der Badewanne Flüssigseife herstellte. Als er begann, sie seinen Zuhörern an der Straßenecke mitzugeben, waren diese von der Seife hin und weg - mit der Folge, dass sie ihn nur noch wegen der Seife, nicht aber wegen seiner Visionen aufsuchten. Da druckte er seine Philosophie einfach auf die Packung der Dr. Bronner-Seifen. Die wurden besonders in den 1960er-Jahren bei den Hippies beliebt. Die Hippie-Bewegung rund um Woodstock ist so der Grundstock für den Erfolg der heute meistverkauften Naturseifenmarke in den USA. Noch immer setzt sich die Familienfirma für soziale Projekte und die Umwelt ein. Aus einer tragischen Familiengeschichte, so beschreibt es Michael Bronner heute, ist ein Triumph erwachsen.

 

Gero Leson, Mike Bronner und Ryan Fletscher am jüdischen Friedhof.

Besuch im Museum.

Mike Bronner hält der Vortrag über seine Familie und die Firma Dr. Bronner´s. Gero Leson übersetzte blockweise den englischen Vortrag.

Rund 350 Schüler der Realschule und des Gymnasiums folgten dem spannenden Bericht.

Mike Bronner an der Geburtststätte seiner Firma, im Keller des Judenbergs 2.

Mike Bronner hält der Vortrag über seine Familie und die Firma Dr. Bronner´s im Haus am Friedhof vor zund 50 gespannten Zuhörern. Gero Leson übersetzte blockweise den englischen Vortrag.

 

 

 

US-Erfolgsfirma hat Laupheimer Wurzeln

Präsident von "Dr. Bronner's Magic Soaps"

hält Vortrag im Haus am jüdischen Friedhof  sz 5. April

2017 Laupheim - Das Museum zur Geschichte von Christen und Juden und die Gesellschaft für Geschichte und Gedenken veranstalten am Freitag, 7. April, einen Vortragsabend mit Mike Bronner. Er ist Präsident der kalifornischen Kosmetikfirma "Dr. Bronner's Magic Soaps", die ihre Wurzeln in Laupheim hat. Am hiesigen Judenberg gründete Emanuel Heilbronner 1858 eine Seifensiederei. Bald darauf eröffnete die Familie eine zweite Firma in Heilbronn, woher die Heilbronners dem Namen nach ursprünglich stammen. Nachkommen wanderten in die USA aus und führten dort das Handwerk der Seifenherstellung weiter. Die Silbe "Heil" hat die Familie, die Angehörige durch den Holocaust verlor, nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Namen gestrichen. Nicht nur in den Vereinigten Staaten ist "Dr. Bronner's" heute eine legendäre Naturseifenmarke. Das Unternehmen, das sich dem Pazifismus und der Schonung der Umwelt verpflichtet fühlt, vertreibt seine Produkte auch auf dem deutschen Markt. Mike Bronner spricht am Freitag (Beginn: 19 Uhr) im Haus am jüdischen Friedhof über seine Familie, die Geschichte ihrer Auswanderung und die Entwicklung der Firma Bronner in Kalifornien. Der Vortrag ist überwiegend in englischer Sprache; der für das deutsche Geschäft zuständige Manager Gero Leson wird übersetzen. Der Eintritt ist frei, die Anzahl der Sitzplätze ist begrenzt.

 

 

 

Einblicke in ein Leben hier als Jude

Beim Holocaust-Gedenken spricht Ben Schwalb über die "dritte Generation"

Laupheim - Mit einer gut einstündigen Gedenkfeier hat die Stadt Laup-heim zusammen mit der Gesellschaft für Geschichte und Gedenken (GGG) der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Die Feier bekam eine besondere Note durch die Worte von Ben Schwalb. Er gewährte ganz offen einen Einblick in die Seele eines jüdischen Nachkommens der dritten Generation. Die Feier diente auch zum Rückblick auf 20 Jahre GGG.

Rund 100 Besucher begrüßte der Erste Bürgermeister Gerold Rechle zum Holocaust-Gedenktag im Kulturhaus. Das Holzbläserensemble "FOKlaFaMUSICA" machte die Herzen der Gäste bereit für die Minuten des Gedenkens. Rechle stellte in seinen Ausführungen klar, welchen Rang ein Tag wie der 27. Januar hat: "Das Gedenken ist uns heute mehr denn je Aufgabe für die friedliche Zukunft unserer Gesellschaft." Lange habe man nach 1945 in Laupheim über die jüdisch geprägte Vergangenheit geschwiegen, "sich zum Teil bestimmt auch für die Untaten geschämt". Rechle würdigte in diesem Zusammenhang Ernst Schäll, der die GGG 1997 mitinitiierte und maßgeblicher Motor gewesen ist für die ehrenamtliche Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Laupheims sowie die Pflege und Erfassung des jüdischen Friedhofs.

Rechle würdigt Arbeit der GGG

Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens würdigte Rechle die Bedeutung der GGG für Laupheim. Sie trage bei zur Pflege und Erforschung der Ortsgeschichte, gerade auch im Hinblick auf die ehemalige jüdische Gemeinde. "Der Kontakt zu den Nachfahren Laupheims jüdischer Gemeinde ist ohne die GGG undenkbar." Rechle lobte den Einsatz für den jüdischen Friedhof und das Mitwirken beim Aufbau des Museums zur Geschichte von Christen und Juden. All dies sei nicht selbstverständlich. Der Erste Bürgermeister dankte dem "wertvollen Verein" und dessen Vertretern Elisabeth Lincke und Michael Schick. Er sei überzeugt, dass sich die Erinnerungskultur immer wieder an die Formen und Sprache der Gegenwart anpassen müsse.

Ganz in diesem Sinn referierte als Gastredner Ben Schwalb. Er ist Amerikaner und lebte die meiste Zeit in der Nähe von New York. Seine Familie, die jüdischen Glaubens ist, ist um 1945 dorthin ausgewandert. Sein Studium führte Schwalb nach Tübingen. Das blieb nicht ohne Folgen. In liebenswerter Art erzählte der Wahl-Münchner: "Das Jahr in Tübingen und eine Frau, die ich dort kennen gelernt habe, haben mir so derartig gefallen, dass ich dann bleiben wollte." Schwalb recherchierte seine Familiengeschichte und stellte fest, dass sein Urgroßvater auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Das brachte den jungen Mann mit Laupheim in Berührung.

Nachdem Schwalb in München ein Arbeitsplatz angeboten worden war, wählte er die bayrische Landeshauptstadt als Lebensmittelpunkt. Dort lebt er als Jude - und hat ein Problem. Es ist das Problem der dritten Generation. Er schilderte dies in aller Offenheit und zeigte die innere Zerrissenheit. Er frage sich immer wieder, erzählte er, "wie genau ich in diese Gesellschaft reinpasse. Eher als Jude oder als Ami, als passiver Zugezogener, der die Kultur erlernen soll?" Er frage sich, ob er die Pflicht habe, die Vergangenheit zu besprechen und zu bearbeiten. "Oder soll ich einfach so tun, als wäre ich ein Deutscher?"

Ben Schwalb machte deutlich, dass man als Jude in Deutschland eine eigene Identität hat. Er sieht einen Konflikt, "wie anders man als Jude ist und wie anders man sein soll". Doch das sei nicht neu, vielmehr einer der ältesten Konflikte der Juden in der Zerstreuung.

"Leute sollten wissen wie es ist"

Die verschiedenartigen Ausprägungen der jüdischen Kultur verschärfen nach Darstellung des Referenten die persönlichen Konflikte. Schwalb vermisst im jüdischen Leben in Deutschland, dass den Verschiedenartigkeiten von orthodoxen und liberalen Gemeinden Rechnung getragen wird. Er habe sich vorgenommen, "viel mehr über mein Leben hier als Jude zu erzählen. Die Leute sollten wissen wie es ist, als Jude in Deutschland zu leben."

Zum Schluss zeigte sich Ben Schwalb zufrieden darüber, was alle bei dieser Gedenkfeier im Kulturhaus wollten: nie vergessen.

 

Ben Schwalb sprach als Hauptredner der Gedenkstunde. Sein Thema: " Die deutsche Geschichte und das jüdische Erbe in der dritten Gerneration."

 

Die Gestaltung des Holocaust-Gedenktags lag in den Händen von Gerold Rechle, Elisabeth Lincke, Michael Schick, Ben Schwalb und Museumsleiter Michael Niemetz (von links).  Fotoa: Franz Liesch

 

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