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Opfer des Nationalsozialismus aus Laupheim

NS-Opfer der Shoa aus Laupheim

NS-Opfer der Euthanasie aus Laupheim

 

NS-Opfer von Sinti und Roma aus Laupheim

 

"Schätzungsweise 500.000 Sinti und Roma aus unterschiedlichen Ländern Europas wurden unter dem NS-Regime ermordet. Der Völkermord war der grausame Höhepunkt einer langen Geschichte von Diskriminierung und Verfolgung."

Die Verschleppung deutscher Sinti und Roma im Mai 1940 – in der Sprache der Mörder verschleiernd als „Umsiedlung von Zigeunern“ bezeichnet – markierte den Beginn der systematischen Deportationen durch die Nationalsozialisten in die Vernichtung. Am 16. Dezember 1942 erfolgte der „Auschwitz-Erlass“ in dem der Transport mit europäischen Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau angeordnet wurde. Am 15. März 1943 erfolgten die ersten Deportationen. Mehr als 230 Sinti und Roma aus Württemberg und Hohenzollern, die meisten Frauen und Kinder, wurden vom Stuttgarter Nordbahnhof mit Zügen von den Gleisen an der Otto-Umfrid-Straße direkt in das „Zigeunerlager“ Auschwitz-Birkenau deportiert. Hunderttausende Sinti und Roma wurden in Europa ermordet, sie starben in Gaskammern, durch Erschießung, Zwangsarbeit, Todesmärsche, erbärmlichste Lebensbedingungen oder medizinische Experimente.

 

 

NS-Opfer "Sinti und Roma" aus Laupheim Michael Schick
Stand 29.12.2022
  Familienname Geburtsname Vorname Geschlecht Geboren Geb. Ort Gestorben Sterbeort Letzte Adresse Sonstiges Deportation Quellen
1 Ecstein Anton m 05.07.1929 Laupheim KZ Auschwitz-Buchenwald   Datensatz 4608
Holocaust Survivors and Victims Database -- Search for Names Results (ushmm.org)
2 Lauster Vater: Otto Mutter: Barbara Marie w 06.11.1918 Laupheim 13.09.1944 KZ Buchenwald Wohnte in Magstadt Kr. Böblingen, Erschelstraße Marie war katholisch und wurde in den Akten als "arbeitsscheue Zigeunerin" bezeichtnet. Am 18.03.1943 durch die Kripo Stuttgart nach Ausschwitz deportiert, am 19.04.1944 ins KZ Ravensbrück, am 13.09.1944 ins KZ Buchenwald Arlosen Archiv 7636970 - MARIE LAUSTER
3 Lippert   Gottfried m 21.03.1892 Orsenhausen 17.09.1943 KZ Auschwitz Laupheim, Friedhofstr. 2 Bruder von Magdalena Am 15.03.1943
Deportation vom Stuttgarter Nordbahnhof
Holocaust Survivors and Victims Database -- Search for Names Results (ushmm.org)
4 Lippert   Magdalena
(Magdalene)
w 08.01.1886 Donzdorf 17.07.1943 KZ Auschwitz Laupheim, Friedhofstr. 2 Schwester von Gottfried Am 15.03.1943 Deportation vom Stuttgarter Nordbahnhof Holocaust Survivors and Victims Database -- Magdalene Lippert (ushmm.org)



                     

 

 

Schwäbische Zeitung vom 10.05.1997 von Myrah Adams

Auch „ZM“ Lippert stirbt in Auschwitz      als PDF

„Der nationalsozialistische Völkermord an Sinti und Roma“ heißt eine Dauerausstellung im jüngst eröffneten Heidelberger „Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma“. Die Namen von 20.000 Opfern sind dort verzeichnet unter ihnen die Geschwister Magdalena und Gottfried Lippert aus Laupheim, während des Krieges als „Zigeunermischlinge“ deportiert und ermordet.

LAUPHEIM – Die Polizei kommt am Morgen des 15. März 1943. Auf dem Anwesen Friedhofstraße 2, wo die Lipperts mit Gebrauchtwaren und Altmetall handeln, erschienen Beamte, konfiszierten Gewerbeschein, Sparbücher und Lebensmittelkarten. Die Geschwister, „zur Einweisung in ein Konzentrationslager bestimmt“, werden in den nächsten Zug nach Stuttgart gesetzt. Schon am 18. März 1943 treffen sie im „Zigeunerlager“ Auschwitz-Birkenau ein wo bis August 1944 Zigtausende an unmenschlichen Haftbedingungen und in Gaskammern zugrunde gehen. Magdalena Lippert stirbt am 17. Juli 1943, ihr Bruder zwei Monate später.

Älteren Bürgern wohlbekannt

In Laupheim scheint niemand nach ihrem Schicksal gefragt zu haben. Dabei waren die Lipperts ortsbekannt. An Gottfried, geboren 1892 in Orsenhausen, erinnern sich ältere Bürger der Stadt recht lebhaft. Als schwarzbärtigen, finster, „irgendwie zum Fürchten“ wird er beschrieben; unartigen Kindern sei damit gedroht worden, dass „der Lippert“ sie hole. Anderen Zeitzeugen porträtierten einen harmlosen, freundlichen und stets ehrlichen Mann.

Gemeinsam mit seiner sechs Jahre älteren Schwester war er lange Jahre als Hausierer unterwegs. Neben dem Friedhof hatte die Familie 1910/11 eine Scheune zu einem Wohngebäude ausgebaut. Bis zum Tod 1941 wohnte dort auch die Mutter, Karoline Lippert. Die Sesshaftigkeit widerspricht gängigen Klischees vom „fahrenden Volk“. Erzählungen lassen darauf schließen, dass die Lipperts in Laupheim auch vor 1933 weitgehend aus der Gemeinschaft von Katholiken, Protestanten und Juden ausgegrenzt, ja als Außenseiter und Asoziale stigmatisiert waren.

Zum Verhängnis wurde ihnen der nationalsozialistische Rassenwahn, der nicht nur Juden, sondern auch Sinti und Roma entrechtete, sie zu Gewohnheitsverbrechern und asozialen Elementen stempelte und der Verfolgung preisgab. Im November 1936begann die Reichsgesundheitsamt gehörende „Rassehygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstätte“ mit der systematischen Erfassung von „reinrassigen Zigeunern und „Zigeunermischlinge“. In diese Mühle müssen die Lipperts irgendwann geraten sein. „Abstammung: deutschblütig“ besagen ihre Karteikarten im Laupheimer Einwohnermeldeamt. Doch gibt es da ferner den Vermerk „ZM“ (Zigeunermischling mit gleichem zigeunischem und deutschen Blutsanteil). Aus Deportationspapieren geht außerdem hervor, dass die Geschwister braune Ausweise mit helleblauen Querbalken hatten, wie sie im März 1939 für solche Mischlinge eingeführt wurden. Damit fielen sie unter die nach Kriegsbeginn erlassene Verordnungen, die die Depotration aller im Reich lebenden Sinti und Roma gen Osten und ihre schließlich Vernichtung zum Ziel hatten. Mindestens 220.000 Zigeuner haben Hitlers Schergen europaweit ermordet; manche Quellen sprechen von bis zu 600.000 Opfern.

Hab´und Gut kassiert

Zwei Wochen nach dem „Verschwinden“ der Lipperts aus Laupheim benennt NS-Bürgermeister Ludwig Marxer einen Händler aus Rot, der den Berg rostigen Altmetalls auf dem Anwesen Friedhofstraße 2 abtransportieren soll. Zugleich macht sich Marxer Gedanken über die Verderblichkeit der im Haus gelagerten Vorräte: Äpfel, Mehl, Gries, Kalkeier. Am 05. April 1943 wird alles der NS-Volkswohlfahrt übergeben- Essbares ist allmählich auch auf dem Lande knapp. Kartoffeln und Kohlen aus dem Keller dürfen französische Kriegsgefangene in der früheren Wanderarbeitsstätte verbrauchen.

Das Grundstück selbst reißt sich die Kommune unter den Nagel, Vorgeblich für eine Friedhofserweiterung. Zunächst vom Reich konfisziert, geht es am 30. August 1944 gemäß Paragraph 1, Absatz 2 des Führer-Erlasses zur Verwertung „feindlichen Vermögens“ an die Stadt Laupheim über. Gottfried Lipperts Wohnrecht wird gelöscht, da „der Berechtigte innerhalb des Reichsgebietes umgesiedelt worden ist“. Dass er und seine Schwester jemals zurückkehren könnten, galt offenkundig von vornherein als ausgeschlossen.

 


„Ich kann das nicht begreifen.“

 Dokumentation zu 75 Jahre Gedenken an die Deportationen von Sinti und Roma aus Baden-Württemberg

 

Quellen und Links

www.gedenkstaetten-bw.de/

www.Bundesarchiv. de

Die Namen der Sinti und Roma | Zeichen der Erinnerung (zeichen-der-erinnerung.org)

Deportationen von Sinti aus Württemberg-Hohenzollern

www.gypsy-research.org
Enteignung von Zigeunern unter dem NS-Regime Datensatz 240 und 241






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