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Zeitungsbericht zum 160. Geburtstag von

Geheimer Kommerzienrat Dr. jur. Kilian von Steiner

erschienen am 09.Oktober 1993 in der Schwäbischen Zeitung von Michael Schick

 

Neben den Persönlichkeiten wie Carl Laemmle, dem Gründer von Hollywood oder dem Jugendstilkünstler Professor Friedrich Adler, Max Bergmann und Hertha Nathorff war Kilian Steiner eine bedeutende Persönlichkeit der deutschen Wirtschaft und ein mäzenistischer Humanist. Sie alle entstammen der Laupheimer jüdischen Gemeinde.

Heute (09.Okt. 1993) vor 160. Jahren wurde Kilian Steiner in Laupheim in der Kapellenstraße 35 geboren. Dies ist der Anlaß, sich heute an ihn zu erinnern und seinen erfolgreichen Lebensweg zu schildern. Übrigens jährte sich auch sein Todestag am 25. September 1993 zum 90. Male.  

 

Kilian Steiner, war das achte von insgesamt 12 Kindern des Victor (1790-1865) und Sophie (1799-1866) Steiner.

In Laupheim besuchte Kilian die Grundschule, in Ulm vollendete er seine Schulzeit am Gymnasium. Im Jahr 1853 begann seine Studienzeit. In Tübingen und Heidelberg studierte der zwanzigjährige Literatur, Philosophie, Geschichte und Jura. Die berufliche Laufbahn Kilian Steiner begann in Heilbronn, wo er im Jahr 1859 eine Anwaltskanzlei eröffnete. 

Er war einer der fünf Gründer der liberalen Deutschen Partei. Durch sein Talent im finanziellen und juristischem Bereich wurde er im Jahr 1869 Mitgründer der "Württembergischen Vereinsbank", heute DEUTSCHE BANK. Im selben Jahr vermählte sich Steiner mit der verwitweten Clothilde Bacher, die zwei Kinder mit in die Ehe brachte. Durch seine geschäftlichen Beziehungen über die Württembergische-Vereinsbank gelang Kilian Steiner die Fusion der Chemiefabriken von Gustav Siegle und Rudolf Knosp in Stuttgart. Die neu verknüpften Firmen trugen nun den Namen "Badische Anilin und Soda Fabrik" (BASF). Hier war Steiner ab 1873 im Aufsichtsrat, 1895 stellvertretender Aufsichtratvorsitzender und ab 25.April 1903 bis zu seinem Tode war er Vorsitzender der BASF.

Im Jahr 1870 wurde der erste Sohn geboren. Er hieß wie Kilians Vater Victor und starb 1879. Zwei Jahre später, 1872, wurde die Tochter Luise geboren, sie starb im Jahr 1932. Adolf-Wohlgemut, der später das Erbe des Schloß Großlaupheim übernahm wurde 1876 geboren. Er starb im Jahr 1957.

1876 promovierte Kilian Steiner zum Dr. jur. Durch Beratungen des österreichischen Kaiserhauses in Verbindung mit den Mauserwerken in Oberdorf wurde ihm am 14.12.1879 der Orden der "Eisernen Krone" von Kaiser Franz Josef verliehen.

Steiner war auch Mitgründer der WMF, das heißt, er hat die Metallwarenfabriken von Straub & Schweizer und der Firma Ritter zur Württembergischen-Metallwarenfabik AG zusammengeschlossen.

Das Heilbronner Salzbergwerk, das heute ebenfalls noch besteht, wurde am 16.11.1883 von Steiner gegründet. Im Jahr 1879 ernannte man ihn zum Geheimen Kommerzienrat sowie zum Berater des württembergischen Innenminister Pischek und des Finanzminister Rieke.

Er stiftete zahlreiche Gegenstände und eine umfangreiche Handschriftensammlung von Schiller an den Marbacher Schillerverin. Auch bedeutende finanzielle Unterstützungen kamen von Steiner. Die Gründung des Schiller-Nationalmuseums in Marbach am 11. November 1903 konnte Kilian Steiner nicht mehr miterleben, denn er starb wenige Wochen vor der feierlichen Einweihung.

1890 war Kilian Steiner im Gründungs- und Aufsichtsrat der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Er bewirkte die Umwandlung in die Geschäftsform der Aktiengesellschaft. Das vom Vater Victor im Jahr 1843 erworbene Schloß Großlaupheim, wurde im Jahr 1894 an Kilian Steiner überschrieben.

Dr.Kilian Steiner gelang es im Jahr 1889 das Monopol von württembergischen Staatsanleihen der Rothschild Banken zu brechen. Für diese Leistung, die dem württembergischen Staat zu Gute kam, wurde er mit dem Orden der "Württembergischen Krone" von König Wilhelm II ausgezeichnet. Verbunden mit dieser hohen Ehrung ist der persönliche Adel. Die offizielle Bezeichnung lautete nun "Geheimer Kommerzienrat Dr.jur Kilian von Steiner". Außerdem war er stellvertretender Vorstandsvorsitzender der deutschen Verlagsunion. Eine wichtige Funktion hatte Steiner auch bei der Schaffung des Pulver- und Dynamit Kartells.

Bei folgenden Firmen war Steiner maßgeblich bei der Gründung beteiligt: Löwenbräu in München, Ludwig Löwe AG in Berlin, Laupheimer Werkzeugfabrik, Maschinenfabrik Karlsruhe-Berlin und der Esslinger Maschinenfabrik. Steiner soll auch an der Gründung der Ermstalbahn Metzingen-Urach beteiligt gewesen sein. Nicht zu vergessen sei auch das Laupheimer Schloßgut, das Kilian v. Steiner von Grund auf modernisiert hatte. Als "Pilgerstätte der Landwirtschaft", so wurde das Laupheimer Schloßgut mit eigener Brauerei und Käserei beschrieben.

Nicht nur die deutsche Wirtschaft ist Kilian von Steiner zu Dank verpflichtet, sondern auch wir Laupheimer. Denn der von Steiner angelegte Schloßpark, unsere grüne Lunge in der Stadt erfreut sich heute noch allgemeiner Beliebtheit.

Über Kilian von Steiner wurde vor allem berichtet, daß ihm nie das Geld, sondern das Wohl der Bürger und Arbeiter im Vordergrund stand. Denn seine Firmen-Gründungen bzw. Fusionen waren nicht selten die letzte Möglichkeit, um die Arbeitsplätze der am Ruin stehenden Firmen zu retten. Kilian von Steiner wurde aber auch als etwas schwierige Person beschrieben, der von seinen Mitarbeitern das gleiche verlangte was er leistete.

Es ist bekannt, daß Steiner für die Bürger viel übrig hatte. In Bad-Niedernau, wo er lebte und in Laupheim wo seine Heimat war stiftete er öffters größere Geldbeträge für das Allgemeinwohl. Aber immer hatte er eine Bedingung!: "Die Empfänger dürfen nicht wissen wo es her kommt".

Nur magere Spuren erinnern, daß Kilian von Steiner ein Laupheimer war. Im Jahr 1987 wurde vom Verkehrs und Verschönerungsverein eine Büste von Steiner im Rosengarten enthüllt. Der Name der Kreisberufsschule wurde nach Steiner benannt, jedoch ist nur auf einem Wegweiser, der zur Schule führt erkennbar, daß es sich hierbei um die "Kilian von Steiner Schule" handelt.

 

Michael Schick

 

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Lebensdaten des
Geheimen Kommerzienrat
Dr. jur. Kilian von Steiner
 1833 - 1903
 

1833

Kilian Steiner wurde am 9.Oktober 1833 in Laupheim Kapellenstraße 35 geboren. Er ist das achte von insgesamt 12 Kindern des Simon Victor Steiner (1790-1865) und Sophie Steiner geb. Reichenbach (1799-1866)

 

1853

Kilian Steiner studierte Jura, Geschichte, Philosophie und Literatur in Tübingen und Heidelberg.

 

1843

Kaufte der Vater Viktor Steiner das Groß-Laupheimer Schloß für 41000 Gulden.

1859

Kilian Steiner wurde Rechtsanwalt in Heilbronn.

 

1865

Bedeutender Mitgründer der deutschen Partei.

 

1869

Mitgründer der Württembergischen Vereinsbank später Deutsche Bank.

 

1869

Familiengründung, Kilian Steiner vermählte sich mit Clothilde Bacher.

 

1870

Kilian von Steiner wurde Vater, sein erster Sohn heißt Victor, er starb 1879.

 

1872

Tochter Luise wurde geboren, sie starb 1932.

 

1873

Gelang die Fusion der BASF mit Gustav Siegle und Rudolf Knosp in Stuttgart.

 

1873

BASF-Aufsichtsratmitglied.

 

1876

Zweiter Sohn wurde geboren, er heißt Adolf-Wohlgemut (Mut), er starb 1957.

 

1876

Kilian Steiner wurde zum Dr.jur. promoviert.

 

1879

Kilian Steiner erhielt am14. Dezember 1879 die Ehrung der Eisernen Krone vom österr. Kaiser.

 

1880

Steiner war Mitgründer der WMF.

 

1883

Am 16. November gründete Kilian Steiner das Heilbronner Salzwerg.

 

1889

Ernennung zum Geheimen Kommerzienrat, Berater des Finanzministers Rieke und Innenminister Pischek.

 

1890

Kilian von Steiner trug maßgeblich dazu bei, daß das Schiller National-Museum in Marbach gegründet wurde. Er stiftete einige Gegenstände und eine Handschriftensammlung von Schiller an das Museum.

 

1890

Kilian Steiner war Gründungs- und Aufsichtsratmitglied der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Er hatte die Gesellschaft umgewandelt in die Geschäftsform als Aktiengesellschaft.

 

1894

Der Besitz des Laupheimer-Schlosses  mit zahlreichen Ländereien ging an Kilian Steiner über.  

 

1895

Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BASF.

 

1895

Kilian von Steiner erhielt von König Wilhelm II. das Ehrenkreuz der "Württembergischen Krone" und damit der persönliche Adel. Fortan darf er den Titel "von" in seinem Namen tragen.

 

1897

Kilian von Steiner gehörte bis 1901 dem Aufsichtsrat der Mauser-Werke Oberndorf an.

 

1903

Ab 25. April war Kilian von Steiner Vorsitzender der BASF.  Er war Stellvertretender Vorstandsvorsitzender bei der deutschen Verlagsunion. Steiner war eine Hauptperson bei der Schaffung des Pulver- und Dynamit Kartells.  Er war Mitgründer der Ermstalbahn Metzingen-Urach.  Kilian von Steiner war Mitgründer der Löwenbräu in München sowie der Ludwig-Löwe-AG in Berlin, der Laupheimer Werkzeugfabrik, der Maschinenfabrik Berlin-Karlsruhe und der Esslinger-Maschinenfabrik.

 

1903

Kilian  von Steiner starb am 25. September 1903 in Stuttgart während einer Operation.

 

1987

Enthüllung der Büste von Steiner im Laupheimer Rosengarten. Die Kreisberufsschule in Laupheim wurde nach Kilian von Steiner benannt.

 

1998

Im Christlich-Jüdischen Museum in Laupheim wurde der Steinerraum eingerichtet.  

 

 

Recherchiert und zusammengestellt von Michael Schick,

Quellen: Archiv Mauser-Werke-Oberndorf, Archiv Löwenbräu AG München, Archiv der WMF in Geislingen, Archiv der BASF AG, Mercedes-Benz Archiv, Archiv der Deutsche Bank AG, Handschriften-Abteilung des Schiller-Nationalmuseum in Marbach.

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Auszug aus dem 

"Jahrbuch der Millionäre in Württemberg mit Hohenzollern"

von Rudolf Martin 1914

In dem Jahrbuch, wird rund zehn Jahre nach Kilian Steiners Tod, seine Frau Clothilde und der Sohn Adolf-Wohlgemut als Erben benannt.

 

 

 

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